Symphytum officinale L.

Beinwell, mein Lieblings(gift)kraut ...

Volksnamen: Schwarzwurz, Schmerzwurz, Schmalwurz, Honigblum, Beinwurz, Speckwurz, Bienenkraut, Soldatenkraut, Wottel, Himmelsbrot, Milchwurzel, Schneewurzel

Beinwell gehört zu den Borretschgewächsen und hat einen außen dunkelbraun bis schwarzen, innen hellgelb bis weißen Wurzelstock, dem verästelte Stengel entwachsen. Diese können zwischen 30 und 100 cm hoch werden. Die in den Blattstiel verschmälerten Blätter des Beinwell sind lanzettähnlich und rauh behaart. Von Mai bis August kann man die rot-violetten, manchmal auch schmutzig-weißen Blüten in den überhängenden Trauben sehen.

Beinwell kommt in ganz Europa bevorzugt an feuchten Stellen an Waldrändern, Bachufern und Gräben, aber auch auf Wiesen und Äckern vor. Sammelgut ist die Wurzel in den Monaten März und April sowie Oktober und November.

Schon Paracelsus erläuterte die Heilwirkung der Beinwellwurzel und auch Glaukus, ein Militärarzt der alten Römer bereitete bei Knochenbrüchen, Blutergüssen und Quetschungen eine Wurzelbreiauflage zur Behandlung der Verletzungen. Bevor die toxische Wirkung der Alkaloide nachgewiesen wurde, verwendete man den Beinwell auch bei offenen, eiternden Wunden, bei Geschwüren und offenen Entzündungsherden.

Innerlich gebrauchte man einen aus der Wurzel bereiteten Tee gegen Beschwerden des Verdauungsapparates, bei Durchfall, Ruhr, Nieren- und Magenblutungen, aber auch bei Erkrankungen der Luftwege bis hin zur Rippenfell- und Lungenentzündung.

Wirkung - Wirkstoffe

zellbildend, gefäßerweiternd, wundheilend, schmerzstillend, abschwellend, sehr viel Allantoin, Cholin, Gerbstoffe, Flavonoide, Schleim, Stärke, Pflanzensäuren und das Vitamin B12.

Zur Beachtung

Die in Beinwell enthaltenen verschiedenen Pyrrolizidinalkaloide sind toxisch, deshalb darf die Pflanze nur äußerlich und nicht bei offenen Wunden Verwendung finden. Während der Schwangerschaft darf die Droge nicht verwendet werden.

Anwendungsgebiete

Bei Verletzungen aller Art bis hin zu Knochenbrüchen, aber auch bei Knochenmarksentzündungen, bei Zerrungen, Verstauchungen und Verrenkungen haben sich Beinwell-Umschläge bewährt. Die heilende Wirkung bei den o.g. Anwendungen verdanken wir dem Wirkstoff Allantoin, der für die Zellbildung überaus wichtig ist. Rein chemisch hergestelltes Allantoin regt die Wundheilung nicht an und führt nicht zum Abheilen eitriger Wunden. Das pflanzliche Allantoin, das in Beinwell so reich vorhanden ist, vermag dies wohl.

Beinwell-Breiumschlag

Der Beinwell-Brei-Umschlag oder die sogenannte Schwarzwurzel-Salbe eignet sich auch zur Behandlung von Geschwulsten, bei rheumatischen Muskelverdickungen, Gichtknoten, Verhärtungen der Brustdrüsen, Narbenschmerzen und schmerzenden Amputationsstümpfen.

Beinwell-Tee hilft gegen die verschiedensten Beschwerden des Verdauungsapparates, so z.B. gegen Magenkatarrh mit oder ohne Durchfall und auch bei Ruhr.

Beinwell kann verwendet werden zur Regulierung einer starken Monatsblutung, aber auch bei Magenblutungen, bei Bronchialkatarrh, bei Bluthusten und – spucken sowie gegen Rippenfellentzündungen und grippale Erscheinungen.

Die Volksmedizin verwendet den Tee aus den frischen Wurzeln bei Diabetes, weil die Wurzel als blutverbessernd gilt.

Beinwell-Wein soll der Stärkung bei Lungenblutungen, bei Blutverlusten und Blutarmut dienen.

Beinwell-Auszug

100 g Wurzel in 1 l Wasser ca. 10 Minuten kochen, danach abseihen und diesen Auszug warm für Umschläge verwenden.

Beinwell-Breiumschlag

Je nach der Größe der zu behandelnden Fläche werden 2 bis 4 EL der getrockneten und pulverisierten Wurzel in einer Porzellanschüssel unter Zugabe kleiner Mengen heißen Wassers sorgfältig zu einem Brei verrührt. Dieser wird noch warm auf Leinen gestrichen und aufgelegt. Alle 2 bis 4 Stunden sollte der Umschlag erneuert werden.

Beinwell-Salbe

wie der Brei-Umschlag Anwendung finden. Frisch gesammelte und gut gereinigte Wurzel ganz fein schneiden und in reinem Schweinefett auslassen. Noch heiß durch ein Leinentüchlein seihen und gut in einen geeigneten Behälter (nie aus Metall) auspressen. Diese Salbe ist ca. 1 Jahr haltbar und kann wie der Breiumschlag Verwendung finden.

Beinwell-Tinktur

200 g frische, gut gereinigte Beinwurzwurzel klein schneiden und in einem Liter 96% Weingeist über 20 Tage gut verschlossen ansetzen. Nach dieser Zeit wird der Ansatz gefiltert und ausgepreßt. Die Tinktur wird nun mit ¼ Liter abgekochten, ausgekühlten Wasser verdünnt und dient als Einreibung und zur narbenlosen Wundbehandlung. Bei innerlichen Blutungen kann diese Tinktur (20 Tropfen auf ein Stück Zucker) eingenommen werden. Bitte diese Tinktur stets in dunklen Fläschchen aufbewahren!

Beinwell-Wein

2 bis 5 frische oder getrocknete Beinwellwurzeln (abhängig von der Größe) werden in einem Liter Weißwein über 5 bis 6 Wochen angesetzt. Dieser Wein dient der Stärkung bei Blutverlusten, nach Operationen oder großen Wunden.

Gartenanwendung - Jauche

Wachstumsförderndes Gießwasser (siehe Brennessel). Kann auch zum Brennnesselsud gegeben werden. Bei Kalimangel als Kompostbeigabe: 1 Kilogramm auf 8 Liter Wasser geben. 14 Tage gären lassen. 1 : 8 verdünnen. Sonstiges: Frische Pflanzen als Mulchmaterial auf den Boden legen.


Copyright by Du-De-Dü (Dussel-Design-Düsseldorf) 3/2003