Kleine Bierkunde ...

Düsseldorfer Alt

Verbreitung:

Überwiegend am Niederrhein und in Düsseldorf, aber auch bundesweit erhältlich!!

Biergattung:

Vollbier

Stammwürze in %:

durchschnittlich 11,5

Alkoholgehalt in % vol:

Ca. 4,8

Bierart:

Obergärig, „alte“ Brauart

Charakteristik:

dunkel-bernsteinfarbenes, hopfenbetontes, blankes Bier

Brauprozeß:

wird mit obergäriger Hefe bei 15 – 20 Grad Celsius vergoren.

Geschichte:

ursprüngliches, traditionelles Brauverfahren, das es ermöglichte, Bier auch bei höheren Außentemperaturen gären und reifen zu lassen.

Bierpflege:

Altbier wird aus kurzen, gedrungenen 0,2l Gläsern oder Altbierpokalen getrunken und häufig vom Faß ausgeschenkt, ideale Trinktemperatur 8 – 10 Grad.

Alt - das Bier vom Niederrhein

Wer in Düsseldorf oder am Niederrhein unterwegs ist, dessen Aufenthalt ist ohne den Besuch einer typischen Altbier-Gaststätte unvollständig. Hier kommen Maßanzug und Jeans, Studenten und Pensionäre, Touristen und Alteingesessene zusammen, um sich in schönster Eintracht ihr dunkel-bernsteinfarbenes Bier schmecken zu lassen.

Alt ist eine regionale Spezialität, die immerhin einen Anteil von rund 10 Prozent an den in Nordrhein-Westfalen gebrauten Bieren hat. In Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland stellen rund ein Dutzend Brauereien Altbier her und bringen es zusammen auf einen jährlichen Ausstoß von 2,8 Millionen Hektolitern. Das Alt hat seine Heimat im Regierungsbezirk Düsseldorf, einem Gebiet, das im Westen und Norden bis zur holländischen Grenze reicht. Im Süden ist dann bei Leverkusen Schluß, ab da beginnt die Herrschaft des Kölsch. Und so wie zwischen Kölnern und Düsseldorfern kaum Freundschaft entsteht, kommen sich auch die beiden Biersorten kaum ins Gehege.

Alt wird zwar auch in anderen deutschen Regionen, zum Beispiel im Münsterland, gebraut. Aber für die meisten Menschen, die im Regierungsbezirk Düsseldorf leben, muß Alt aus den Sudkesseln der Landeshauptstadt oder vom Niederrhein kommen. Von dort aus fließt ein Teil auch in andere deutsche Gebiete. Altbier ist auch in Berlin oder Frankfurt zu haben, für „Exil-Düsseldorfer“ ein Gruß aus der Heimat, für die Einheimischen eine „exotische“ Abwechslung.

Gebraut nach alter Tradition

Der Name "Alt" bezieht sich auf das Brauverfahren. Es stammt aus der Zeit, als es noch keine technischen Kühlverfahren gab. Zur Herstellung von Bier wurde damals fast überall in Deutschland obergärige Hefe verwendet. Sie benötigt für die Umwandlung des Malzzuckers in Alkohol Temperaturen von 15 bis 20 Grad Celsius, steigt nach dem Gärprozeß an die Oberfläche des frisch gebrauten Bieres und kann dann abgeschöpft werden. Damit war es auch während der warmen Jahreszeiten möglich, ein gutes Bier zu brauen.

Untergärige Hefe, die zum Beispiel für das Brauen von Pils oder Export eingesetzt wird, braucht Temperaturen von 4 bis 9 Grad Celsius. Sie setzt sich nach der Gärung unten am Boden ab. Dieser Brauprozeß verlangt eine stetige Kühlung, und sie wurde allgemein erst nach der Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde im Jahre 1873 möglich.

Die Brauer aus Düsseldorf und vom Niederrhein hatten über die Jahrhunderte ihr Wissen, ein erstklassiges obergäriges Bier zu brauen, kultiviert. Sie blieben dem traditionellen Brauverfahren treu und haben es bis heute verstanden, sich alte Freunde zu erhalten und neue hinzu zu gewinnen.

Alt ist ein klassisches Vollbier. Es wird mit einer Stammwürze von durchschnittlich 11,5 Prozent gebraut und hat einen Alkoholgehalt von etwa 4,8 Prozent. Natürlich kommen die Altbier-Brauer auch den Wünschen der Verbraucher von heute entgegen: Wer auf Promille verzichten will, sei es, daß ein anstrengender Arbeitstag ruft oder die bevorstehende Autofahrt, der kann zum alkoholfreien oder „leichten“, dem kalorien- und alkoholreduzierten Alt greifen.

Ausdruck rheinischer Lebensart

Alt hat einen erfrischend herben Geschmack, der sich bei einer Temperatur zwischen acht und zehn Grad am besten entfaltet. Der Kenner trinkt seine dunkle Spezialität besonders gern in einer der urigen Düsseldorfer Gaststätten oder in den rustikalen Land-Gasthöfen der Umgebung.
Dort zapfen die Wirte das Bier ohne zusätzlichen Kohlensäuredruck direkt aus dem Stichfaß auf der Theke. Der Faßbieranteil vieler Altbierbrauereien ist deshalb relativ hoch, er liegt bei einigen Marken bei mehr als 60 Prozent. Die Fässer kommen oft im handlichen 20-Liter-Gebinde mit einem speziellen Aufzug aus dem kühlen Bierkeller direkt auf den Tresen und werden dort mit dem schweren Zapfhahn aus Messing angeschlagen.

Das Altbier wird meist in einem 0,2 Liter-Glas, das zylindrisch geformt ist, serviert. Da Alt ausgesprochen süffig ist, ist das Glas schnell leer, und der Wirt hat alle Hände voll zu tun, für Nachschub zu sorgen. In Altbierkneipen herrscht oft eine fröhliche Lebhaftigkeit, die dem rheinischen Temperament entspricht und bei der sich auch die Gäste aus aller Welt wohlfühlen. Wenn auch das Pils dem Alt in letzter Zeit Konkurrenz macht, gehört das dunkle Obergärige zur Lebensart dieser Region einfach dazu.

Kölsch

Verbreitung:

konzentriert auf den Regierungsbezirk Köln und die daran anschließenden Gebiete

Biergattung:

Vollbier (?)

Stammwürze in %

durchschnittlich 11,3

Alkoholgehalt in % vol:

ca.4,8

Bierart:

obergärig

Charakteristik:

ganz hellgelbfarbenes hopfenbetontes "Bier"

Brauprozess:

Gärung bei Temperaturen zwischen 15 und 20° Celsius; Hefe steigt an die Oberfläche, daher obergärig

Verbraucherverhalten:

Kölner Nationalgetränk, je zur Hälfte Faß- und Flaschenbier, besonders hohe Akzeptanz bei Frauen

Geschichte:

Brautradition seit 874; das Kölner Brauamt gab es bereits im Jahre 1250, Standesvertretung der Brauer, 1396 Kölner Brauer-Korporation, Bestandteil Kölner Tradition

"Bier-"pflege:

Wird aus schlanken "Kölsch-Stangen" mit einem Inhalt von meist 0,2 Litern getrunken

Sonstiges:

"Bier"sorte mit rechtlich definiertem Herkunftsschutz; darf lediglich in Köln bzw. von den Brauereien des Kölner Brauereiverbandes gebraut werden

Kölsch - das "Bier" der Domstadt

Das die Kölner ihren eigenen Kopf haben, merkt man schon beim Karneval. Hier gibt es keine Karnevalsprinzessin, sondern ein „Dreigestirn“, bei dem nicht nur Prinz und Bauer, sondern auch die Jungfrau männlichen Geschlechts zu sein hat. Dieser Hang zum Besonderen prägt natürlich auch das Bier der rheinischen Metropole: das Kölsch!! Das helle, hochvergorene, obergärige Vollbier ist einzigartig unter den Bieren der Welt. Das liegt nicht nur an der Qualität, am Geschmack oder am feinherben Aroma. Es zeigt sich auch in den Privilegien und Eigenwilligkeiten, die für alle Kölsch-Brauer bindend und für alle Kölsch-Fans unverzichtbar sind. Kölsch brauen darf nämlich nicht jeder.

Die "Kölsch-Konvention"

24 Brauereien unterzeichneten im März 1986 die "Kölsch-Konvention". Mit ihr wurde „Kölsch“ als geschützte geographische Herkunftsbezeichnung festgeschrieben. Das Bundeskartellamt erkannte dieses Wettbewerbsregeln des Kölner Brauereiverbandes e.V. an, und damit dürfen nur diese Brauereien aus Köln und dem direkten Umland Kölsch brauen.

Bei allem Traditionsbewußtsein haben natürlich auch die Kölsch-Brauer den Zug der Zeit erkannt. Kölsch gibt es nicht nur als Vollbier, sondern – in Übereinstimmung mit der Kölsch-Konvention – auch in alkoholfreier oder leichter Form. Das leichte Kölsch hat dabei in der Regel etwa die Hälfte des Alkoholgehaltes der klassischen Kölner „Bier“-spezialität. In Köln ist Kölsch einfach überall!!!
Mit einem Anteil von rund neun Prozent am "Bier"ausstoß in Nordrhein-Westfalen ist Kölsch nach Pils und Alt die beliebteste Biersorte in diesem Bundesland. Es wird im weiteren Umkreis der Domstadt, in Wuppertal, Leverkusen oder Koblenz gerne getrunken und ist ein Ausdruck rheinischer Lebensart.

Doch Kölsch wird ausschließlich in Köln und Umgebung gebraut, und es wird größtenteils auch dort konsumiert. Die Beliebtheit des hellen Obergärigen zieht sich quer durch alle Alters-Bildungs- und Einkommensgruppen. Es wird bei offiziellen Anlässen genauso selbstverständlich angeboten, wie in der Gasthaus-Brauerei oder im Edel-Restaurant.

Wer als Nicht-Rheinländer in eine Kölschkneipe einkehrt, sieht schnell, daß Kölsch einen wirklich völkerverbindenden Charakter hat. Es paßt zu den geselligen und weltoffenen Bewohnern der alten Römerstadt. Kölsch trinken alle, auch die Frauen. Rund drei Viertel – vorwiegend jüngere – Frauen trinken regelmäßig ihr Kölsch, 20 Prozent davon täglich.

Und der Kölner ist gern unter Leuten. Rund die Hälfte des jährlich gebrauten Obergärigen, etwa zweieinhalb Millionen Hektoliter, werden in der Gastronomie serviert. Das ist ein Wert, den keine andere Biersorte erreicht. Auch der Faßbieranteil liegt mit 50 Prozent außergewöhnlich hoch: Im Bundesdurchschnitt werden nur etwa 20 Prozent des Bieres in Fässer abgefüllt.

Kölner Besonderheiten

In seiner typischsten Form ist der Kellner, der dem Gast das Kölsch an den Tisch bringt, auch kein Kellner. Er ist ein „Köbes“, eine Kölner Institution mit blauem Strickwams, Wickelschürze und der Geldtasche unter dem Bauch. Sein Revier sind die urigen Brauerei-Gaststätten und gemütlichen Kneipen der Domstadt. Hier bringt er den Gästen ihr Getränk in einer schlanken Kölsch-Stange an den Tisch und ist meist so unkompliziert und schlagfertig, daß sich auch Touristen sofort heimisch fühlen. Da die Stange 0,2 Liter faßt und die Gäste durstig sind, ist er ständig mit seinem „Kranz“, einer speziellen Serviereinrichtung, unterwegs um nachzuliefern. In einigen Gaststätten bekommt man auch „Stößchen“, die nur 0,1 Liter fassen und praktisch sofort wieder leer sind.

In der Gaststätte werden zum Kölsch gern kölsche "National-Gerichte" gegessen. Deren Bezeichnungen können den Uneingeweihten allerdings in die Irre führen. Kölscher Kaviar ist nämlich Blutwurst und der „Halve Hahn“ ein Roggenbrötchen mit einer dicken Scheibe mittelaltem Gouda – auf Wunsch mit Zwiebeln.

Lädt der Kölner Gäste zu sich nach Hause ein, sind die "Pittermännchen" unverzichtbar: handliche 10 Liter-Fässer (!), aus denen das Kölsch frisch gezapft wird.

PROST


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